einfach leben

Das ist jetzt Monate her. Emma geht es eigentlich ganz gut. Sie mäht wieder die Heublumenwiese und füttert die Hasen. Nachmittags näht sie noch die Heublumenkissen für den Klosterladen. Die verkaufen die Mönche wie warmes Brot. Unsere Heublumenwiese ist aber auch wundervoll. So ein Duft! Muss man nur aufpassen, dass man nicht eine Biene mit ins Kissen näht. Nach der Untersuchung hat der Doktor lange aus dem Fenster geschaut. „Also, jetzt machen Sie sich mal nicht verrückt…“ Ich hatte nämlich die Emma an der Hand gehalten und gefragt, was ich mir zurechtgelegt habe: „Und die Prognose?“ „Leben, einfach leben“ Wir haben uns festgehalten und geweint. „Meine liebe, liebe alte Henne!“ habe ich geschluchzt. So nenne ich Emma immer dann, wenn ich ihr sagen will, wie lieb ich sie habe. Und irgendwann hatten wir keine Tränen mehr. Der Arzt war nett, und wir haben das dann zusammen durchgezogen. Emma war wie ein Schatten von sich selbst. „Jetzt bin ich wirklich wie eine alte Henne“, hatte sie schwach gegrinst und sich wieder hingelegt. Sie sah so zerbrechlich aus. 12

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