einfach leben

Dann hatten sie uns noch die Zimmer gezeigt, dort bei den Barmherzigen Brüdern, die Zimmer mit sonnengelben Wänden und geblümten Vorhängen. Es hat dort nach Desinfektionsmittel, Lavendel und Kamillentee gerochen. Und nach Tod. Emma hatte den Kopf geschüttelt. „Hier nicht, dann lieber zuhause…“ Ich habe sie gedrückt wie blöd. „Nein, sag das nicht!“ Und eigentlich wollte ich noch hinzufügen, dass sie mir das nicht antun könnte. Aber das wäre ja selbstsüchtig, wieso mir, ihr Leben gehört ihr, nicht mir – und den Heublumen. An dem Nachmittag, als der Himmel sich zuzog, drückte sie mir den Rechen in die Hand: „Los, los!“ kommandierte sie. „Das Heu muss ins Trockene!“ Wir haben geschafft wie die Verrückten. Am Abend war alles in Sicherheit. Dann konnte Emma wieder loslegen mit dem Kissennähen. Sie sah müde aus und meinte: „Nun habe ich genug genäht, auch ein dickes für mich selbst. In Sonnengelb.“ Ich habe schwer geschluckt und leise gefragt: „Was machen wir nur, Emma, was machen wir nur jetzt?!“ Und sie lächelte verschmitzt aus den wimpernlosen Augen: „Leben, einfach leben.“ 14

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