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101 Gelingendes Leben Am 20.03.2014 schrieb Georg Koch <koch.georg@st-ignatius.de > Die Kraft der Worte „In einem guten Wort ist für drei Winter Wärme, ein böses Wort verletzt wie sechs Monate Frost“ – so ein mongolisches Sprichwort, und die Mongolen müssen es ja wissen, denn wo sie leben ist es doch ziemlich kalt. Ich mag Sprichwörter, denn in ihnen stecken komprimierte Lebensweisheiten kompakt verpackt. Oft sind es sogar einzel- ne Worte, die ganze Geschichten erzählen. Die Worte oder Un- worte des Jahres zum Beispiel. Da werden durch Worte, die im Laufe eines Jahres in der Öffentlichkeit auftauchen, schräge Haltungen entlarvt. Wenn Kinder zum Beispiel als „Human­ kapital“ bezeichnet werden. Wenn mit dem Wort „Sozialtouris- mus“ gezielt Stimmung gegen unerwünschte Zuwanderer gemacht werden soll. Oder wenn angesichts einer zu erwar- tenden „Rentnerschwemme“ von „sozialverträglichem Früh­ ableben“ gesprochen wird. Fürchterlich! Wie da die Sprache eine eiskalt ökonomische Haltung kaschieren soll. Es gibt aber auch die Suche nach schönen Worten. Vor ein paar Jahren gab es eine Umfrage nach den schönsten deutschen Worten. Auf Platz 1: natürlich die Liebe, dieses kleine große Wort, nur durch ein i vom Leben entfernt. Aber auch so schöne Worte wie „Geborgenheit“, „Sehnsucht“, oder „Sonnenschein“ wa- ren dabei. Da spürt man doch gleich, wie gut schon allein der Klang mancher Worte tun kann. Oder welche Erinnerungen an- klingen. Deshalb gibt es auch eine Liste der bedrohten schöns- ten deutschen Worte. Worte, die nicht mehr gebraucht wer- den, aber nicht in Vergessenheit geraten sollten: „Habseligkeit“ gehört dazu, „Labsal“, „Sommerfrische“, „Au- genweide“ oder „Ohrenschmaus“. „Im Anfang war das Wort, und das Wort war bei Gott“, heißt es im Johannesevangelium. Das muss man sich mal vorstellen: die Sprache als Gottes­ gabe, als ein Medium, das von Gott kommt, für die Menschen, damit sie sich besser verstehen. Damit sie einander Schönes und Liebes sagen können. Worte wie, „Du schaffst das“, „Ich denk an Dich“, „Pass gut auf Dich auf“, „Ich liebe Dich“. Ich wünsche mir und Ihnen Worte, die für drei Winter Wärme spenden können. Pastor Georg Koch

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