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106 Gelingendes Leben (Fastenzeit) Am 03.03.2015 schrieb Georg Koch <koch.georg@st-ignatius.de > Fasten beim Reden Wenn ich in einem Nebenzimmer ein Telefonat zufällig mithöre dann kribbelt es in meinen Ohren. Ich denke: Das man nur so viele Sätze aus einem JA oder NEIN machen kann. Große Kunst! So möchte ich zur Fastenzeit eine Schlankheitskur für unsere Sprache, einen Verzicht auf unnötige Worte vorschla- gen. Eine Geschichte von dem Philosophen Sokrates kann uns hel- fen. Zu ihm kam einmal jemand aufgeregt gelaufen: „Höre, Sokrates, das muss ich dir erzählen, wie dein Freund…“ „Halt ein!“, unterbrach ihn der Weise, „hast du das, was du mir sagen willst, durch die drei Siebe geschüttelt?“ „Drei Siebe?“, fragte der andere voller Verwunderung. „Ja mein Freund, drei Siebe! Lass uns sehen, ob das, was du mir sagen willst, durch die drei Siebe hindurch geht. Das erste Sieb ist die Wahrheit. Hast du alles, was du mir erzählen willst, geprüft, ob es wahr ist?“ „Nein, ich hörte es erzählen und …“ „So, so. Aber sicher hast du es mit dem zweiten Sieb geprüft, es ist das Sieb der Güte. Ist das, was du mir erzählen willst, wenn schon nicht als wahr erwiesen, wenigstens gut?“ Zögernd sagte der andere: „Nein das nicht, im Gegenteil“. „Dann“, unterbrach ihn der Weise, „lass uns auch das dritte Sieb noch anwenden und lass uns fragen, ob es notwendig ist, mir das zu erzählen, was dich so erregt.“ „Notwendig gerade nicht …“ „Also“, lächelte Sokrates, „wenn das, was du mir erzählen willst, weder wahr noch gut noch notwendig ist, so lass es begraben und belaste dich und mich nicht damit!“ Fasten beim Reden – das kann eine heilsame Übung sein. Im Schweigen reifen dann die richtigen Worte. Pastor Georg Koch

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