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104 Gelingendes Leben (Allerheiligen) Am 06.11.2014 schrieb Georg Koch <koch.georg@st-ignatius.de > Tugendbold Raufbold, Trunkenbold, Witzbold, Tugendbold, das sind offen- bar Menschen mit einer unangenehmen Eigenschaft. Aber was ist an Tugend unangenehm? Vielleicht fehlt es dem Tugendbold vor lauter Tugendhaftigkeit an Lebenstüchtigkeit. Vielleicht erscheint er dem Durchschnittsmenschen als ein schräger Vogel, als ein sonderbarer oder seltsamer Heiliger. Vielleicht stören wir uns an einem Tugendbold, weil er das Tugendhafte übertreibt. Wer nur Witze erzählt, sich ständig rauft oder morgens schon Alkohol konsumiert, der geht seinen Mitmenschen auf die Nerven. Humor zur rechten Zeit, ein Gläschen Wein vor dem Zubett-Gehen oder ein heftiger Streit – das kann unser Dasein lebendig und kostbar machen. Das kann tugendhaft sein. Tugend bedeutet so viel wie „Tauglichkeit, Kraft, Vortrefflich- keit“. Sie meinten die Fähigkeiten eines Menschen, ein Leben zu führen, das nicht den Augenblickswünschen oder den Zeit- stimmungen ausgesetzt ist. Es ist die überlegene Haltung, sein Leben selbst zu bestimmen. Dann wird man im Beruf oder in seinen Beziehungen nicht alles vollkommen oder hundert- prozentig gestalten wollen. Es reicht, wenn wir tugendhaft, also tüchtig sind und gekonnt vorgehen. Der Tugendbold wird akribisch jedes Tun überwachen und wie ein Luchs überall Gefahr wittern und so jedes Arbeiten und Zusammenleben zur Tortur machen. Der Tugendhafte weiß, dass nichts voll- kommen ist und wir auf das Erbarmen Gottes angewiesen sind. Das Fest Allerheiligen wollte uns an solche Menschen er- innern. Pastor Georg Koch

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