Spiritualität für die Gegenwart

Wenn jeder Mensch ein genuines Ebenbild Gottes ist, befinden sich derzeit etwa acht Milliarden Bilder von dem einen Gott in der Welt. Wo anders also sollten wir Gott suchen als in seinen vielen Bildern, in den Men- schen und in dem, was zwischen ihnen geschieht. Es ist geheimnisvoll: Gerade in ihrer Vielfalt und Unterschied- lichkeit verweisen sie auf den einen Gott. Pallotti ist ja überzeugt, dass es alle, jede und jeden Einzelnen braucht, weil Gott unendlich und unfassbar ist. Diese unzählba- ren Menschen sind sehr verschieden voneinander, sie sind nicht – wie geklont – alle gleich und doch teilen sie – aus dieser Sicht betrachtet – alle die gleiche Bot- schaft mit. Ihre Vielfalt offenbart den übergroßen Reich- tum der Einzigkeit Gottes, denn in allen wird er als der eine, alles und alle übersteigende (transzendente) Gott erkennbar. Damit ist nicht gemeint, an den anderen vorbei und hinter ihnen die Wirklichkeit Gottes zu suchen. Das würde bedeuten, sie nicht in ihrer Persönlichkeit und Ei- genheit ernst zu nehmen. Es geht vielmehr um die ehrli- che Zuwendung zum anderen, die Offenheit und Res- pekt verlangt, und letztlich auch eine gewisse Freude am Neuen, eben an diesem Anderen benötigt, das mir da wohl begegnen wird. 101

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