Spiritualität für die Gegenwart

wesenhafte Gerechtigkeit, die Heiligkeit, die wesenhafte Vollkommenheit und alle unendlichen Vollkommenhei­ ten Gottes. 26 Wer sich selbst betrachtet und dabei Gott findet, lernt, sich selbst anzunehmen und sich selbst zu lieben – Vor- aussetzung dafür, Liebe weitergeben zu können. Gottesverwirklichung In verschiedenen Religionen hat das Meditieren einen hohen Stellenwert. Es gilt nicht nur als spiritueller Weg und Prozess, sondern fördert auch die Lebensqualität. Auch aus christlicher Sicht ist die Betrachtung der Seele ein Vollzug der Selbstverwirklichung. Der Mensch, der in Sammlung und Gebet ganz bei sich ist, ist auch ganz bei Gott, den er in sich finden kann. Pallotti bringt dazu einen bemerkenswerten Vergleich: Auch Gott betrachtet ( contempla ) sich unaufhörlich selbst. In diesem Prozess der Kontemplation vollzieht Gott sein Wesen und er- kennt sich von Ewigkeit her als der Sich-Mitteilende. Gottes Wesen ist Selbstmitteilung. Das äußert sich in der Hervorbringung des Sohnes seit aller Ewigkeit. Gottes Selbstbetrachtung bringt ein Du, bringt den Sohn her- vor. Sie führt zum Wort und ist das Wort. Von Ewigkeit her und in Ewigkeit spricht Gott deshalb das Wort, das der Sohn ist. Er teilt sich dem Sohn mit, der sein lebendi- ges Abbild ist – so wie die Menschen auch. Das Bild- Gottes-Sein verbindet uns und die ganze Menschheit 26 Vinzenz PALLOTTI, Gott, die unendliche Liebe , S. 130. 90

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