Spiritualität für die Gegenwart

Angenommen und gewollt Die Einkehr bei sich selbst bringt eine wichtige Erkennt- nis: Noch bevor ich dorthin gelange, wo Gott in mir ge- genwärtig ist, ist er schon da. In dieser Einsicht kann ich erkennen und erfahren, dass ich angenommen und ge- wollt bin. Gott nimmt bedingungslos Wohnung in je- dem Menschen, so wird es in der Überlieferung immer wieder ausgedrückt. Noch bevor der Mensch handeln und lieben kann, ist er schon unendlich wertvoll, so sehr, dass Gott ihn nicht nur geschaffen hat, sondern bleibend in ihm präsent ist. Deshalb wird die Selbstbetrachtung auch zur Selbst- annahme führen und auf diese Weise eine heilende Kraft entfalten. Wenn jeder Mensch unabhängig von seiner Verfassung, seiner körperlichen oder seelischen Gebrech- lichkeit, seinen persönlichen Schwachstellen, seinen ge- netischen Belastungen, seinen Traumata und Verkehrt- heiten ein lebendiges Bild Gottes ist und bleibt, dann gibt es keine deutlichere Zusage, bedingungslos gewollt zu sein. Gott teilt alles mit dem Menschen. Biblisch aus- gedrückt sind wir wie Jesus, der Sohn, auch Gottes Er- ben. Pallotti greift diesen Gedanken auf: Als angenommene Kinder Gottes sind wir alle rechtmä­ ßige Erben Gottes. Unsere ewige, unendliche, unermess­ liche, unbegreifliche Erbschaft ist also Gott: ganz Gott, Vater, Sohn und Heiliger Geist. Unser sind alle unendli­ chen Eigenschaften Gottes: die unendliche Macht, die unendliche Weisheit, die unendliche Güte, die wesen­ hafte Reinheit, die unendliche Barmherzigkeit, die 89

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