Spiritualität für die Gegenwart

die Pallotti kannte und pflegte. Das Leben Jesu war für ihn die Richtschnur für das eigene Leben. Diese Medita- tion der Heiligen Schrift und besonders des Lebens Jesu hat einen Bezug zu der Aussage Pallottis, in den Men- schen und in sich selbst das Bild des Gekreuzigten und des dreifaltigen Gottes zu erkennen. Die Betrachtung des Lebens Jesu hat zwei Pole: einerseits die biblische Ge- schichte, wie sie das Bemühen Gottes um die Menschen zeigt, andererseits das eigene Leben, auf das diese bibli- sche Geschichte und das Leben Jesu hinzielen: Alles, was geschah, hat Gott für mich getan . So versteht es Pallotti, so wurde es in der christlichen Tradition verstanden. Dies ist also einer der möglichen Wege, Pallottis Auftrag nachzukommen und die eigene Seele als das Bild Gottes zu betrachten: die biblische Geschichte zu lesen, zu ver- stehen und zu meditieren und sich selbst als einen Teil davon zu sehen lernen. Ein anderer Weg ist das Gebet der liebenden Auf- merksamkeit, ein waches Dasein vor und mit Gott. Es geht darum, der Gegenwart Gottes in der eigenen Mitte nachzuspüren – ein kontemplatives Gebet. Pallotti ver- wendet den Ausdruck kontemplieren bei seiner Aufforde- rung, die eigene Seele zu betrachten. Es gibt dafür Me- thoden, die zur inneren Sammlung helfen, auch wenn Pallotti sie nicht beschreibt. Wichtig ist lediglich, sich in gesammelter Stille und Präsenz zu üben, offen für den gegenwärtigen Gott. Dabei wird man nach einer Weile der Übung in die eigene Tiefe geführt und darf sich im- mer wieder neu als ein Geheimnis erfahren, in dem Gott verborgen ist. Sich selbst betrachten ist keine sterile 86

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