Spiritualität für die Gegenwart

Übung der Dankbarkeit nach einzelnen Ereignissen, für die man danken kann, so zielt die von Pallotti gemeinte Haltung darauf, letztlich für alles zu danken und damit alles anzunehmen. Im Lauf der Zeit wird der Dank alles beinhalten, was einem begegnet ist – Ereignisse wie Menschen. Dankbarkeit bezieht sich auf ein Gegenüber und bleibt nicht ziellos und unbestimmt. Man dankt je- mandem, vielleicht auch einem Unbekannten. Die Dankbarkeit stärkt diese Beziehung, wie sie zugleich von ihr genährt wird und die Geborgenheit des Lebens stärker empfinden lässt. So wird allmählich das ganze Leben von Dankbarkeit umfasst, wird auf diese Weise in seiner letzten Unverstehbarkeit, vielleicht auch Tragik, lebbar und als Geschenk verstanden. Dankbare Men- schen sind glücklich. Diese Fähigkeit, mit guten wie schlechten Erfahrungen konstruktiv umgehen zu kön- nen, wird in der Psychologie Resilienz genannt. Es ist das seelische Potential, das Menschen dazu befähigt, Unglück und Schicksalsschläge zu verkraften, ihnen standzuhalten und weiterzugehen. Man spricht auch von ihrer Elastizität und meint damit ihre Fähigkeit, sich einerseits widrigen Lebensumständen anpassen zu können, andererseits belastende Situationen gut zu be- stehen und mit deren Folgen umzugehen. (Das lateini- sche Wort resilio , abprallen, zurückspringen, bezeichnet in der Physik hochelastische Stoffe, die nach jeder Ver- formung wieder ihre ursprüngliche Form annehmen). Im spirituellen Bereich wirkt die Haltung einer umfas- senden Dankbarkeit ähnlich. Sie befähigt Menschen, le- bensbejahend die guten wie die schlechten Zeiten mit einem Grundvertrauen zu meistern. 57

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