Spiritualität für die Gegenwart

Mensch nur dann, wenn er an einen letzten Sinn in allem, was geschieht, glauben kann. Anderes ausge- drückt: Danken drückt das Vertrauen in Gottes Gegen- wart aus. Der Mensch ist nicht an sich schon von Natur aus dankbar. Vielmehr lernt er als Kind, zunächst einmal ‚danke‘ zu sagen, weil dies einen essentiellen Teil von Kommunikation ausmacht. Allmählich beginnt er dann zu verstehen, dass nichts selbstverständlich ist, was ge- schieht und ihm gegeben wird. Die großen wie die klei- nen Ereignisse des Lebens als Gabe deuten lernen und sie annehmen, das ist der christliche Weg, der darauf ver- traut, dass Leben ein Dialog, eine Beziehung ist und al- les, was geschieht, ein Mittel der Kommunikation in die- ser Beziehung. In den Ereignissen des Lebens kommt uns Gott selbst entgegen. Indem wir danken, drücken wir aus, dass wir dem darin enthaltenen Sinn vertrauen, selbst dann, wenn er für uns nicht erkennbar wird und Schicksalsschläge oft ungerecht und schmerzlich sein können. Undankbarkeit hielt Pallotti für Sünde. Er cha- rakterisiert Adams Sündenfall im Paradies als Undank- barkeit. Sich selbst bezeichnet er oft als sehr undankbar, weil ihn die Größe der Gabe des Lebens so sehr beein- druckte, dass er seine Antwortversuche immer als zu armselig und ungenügend erachtete – Ausdruck einer le- bendigen Beziehung zu Gott und einer feinfühligen Liebe. Danken hat – über seine Beziehungsqualität hin- aus – einen besonderen Effekt: Es befähigt zur besseren Lebensbewältigung. Sucht man bei der anfänglichen 56

RkJQdWJsaXNoZXIy MjY4MzQ=