Spiritualität für die Gegenwart

Schöpfung bedeutet für Pallotti nichts Anderes als Liebe, Mitteilung von unendlicher Liebe. Er ist über- zeugt, dass Gott, der nichts und niemanden braucht, weil er absolut und unendlich ist und sich selbst in allem genügt, aus reiner Liebe die Welt ins Dasein setzt. Dies hat nur einen einzigen Grund: Er will der Welt seine Liebe schenken, sich in sie hinein verströmen, mit ihr le- ben. In seiner kleinen mystischen Schrift „Gott, die un- endliche Liebe“, die Pallotti gegen Ende seines Lebens verfasste und nicht mehr abschließen konnte, betitelt er den ersten Artikel: Gott, glücklich in sich selbst, vollbringt, gedrängt von Seiner unendlichen Liebe und Seiner unendlichen Barmherzigkeit, das Werk der Schöpfung, um Sich sel­ ber ganz Seinen Geschöpfen mitzuteilen. 6 Pallotti versteht das Leben als Teilhabe am Leben Gottes und an seinen Wesenszügen: Insofern Gott gütig, barm- herzig, heilig, gerecht, rein und vollkommen ist, so ist es auch der Mensch als dessen Geschöpf. Während Gott aber in all diesen Eigenschaften unendlich ist, so bleiben sie im Menschen begrenzt – einfach aufgrund der End- lichkeit der Natur des Menschen. Leben aus Gott ist teil- haben an seinem göttlichen Wesen. Pallotti ist mit seiner Sichtweise nicht dem Panentheismus zuzurechnen, der die Welt als einen Teil Gottes sieht. Die Welt steht Gott als seine Schöpfung gegenüber. Eine Beziehung zwischen Schöpfer und Geschöpf hat begonnen. Gemeint ist da- 6 Vinzenz PALLOTTI, Gott, die unendliche Liebe , S. 59. 39

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