Reformation - damals und heute

9 er der Erneuerung zu geben vermochte, erlahmte überall dort, wo die Prälaten ihn nicht am Leben erhielten.“ 4 Trotzdem war die zweite Hälfte des 15. Jahrhunderts im Deutschen Reich eine Periode der Reformen. Träger des ius reformandi war Kaiser Friedrich III. selbst. Aber auch die Städte und Landesherren nahmen eine führende Rolle bei der Reform von Orden und kirchlichen Struk- turen ein. Als schwierig gestaltete sich die Reform des Weltklerus. Viele Klöster der alten Orden konnten sich für die Rückkehr zur ursprüngli- chen Observanz erwärmen. Zu ihnen gehörten auch die thüringischen und sächsischen Augustiner-Eremiten. Vorbild waren die aus der Devo- tio moderna hervorgegangenen Brüder und Schwestern vom gemein- samen Leben. Aber auch die Benediktiner hatten in Melk, Kastl und Bursfeld Reformkongregationen. Manche zogen allerdings auch die Auflösung der strengeren Lebensform vor. „Zwei einander widersprechende Züge charakterisieren die religiöse Situation der deutschen Länder gegen 1450. Die Reform stärkte die Frömmigkeit und die Bindungen an die Kirche, aber sie belebte auch erneut die Kritik an den Missständen; im Reich weckten laute Klagen über die Schwächen des Klerus wieder die Erinnerung an alte Feindse- ligkeiten, deren Ziel Rom geblieben war. Der Messianismus, den man- che Weissagungen erkennen lassen, kündigte ein reinigendes Gewitter an. Die Staaten, Fürstentümer und Städte waren bereit, aus einer sol- chen Umwälzung ihren Vorteil zu ziehen, um ihre Macht zu festigen.“ 5 4 R APP , Francis, Die Kirchenprovinzen des Deutschen Reiches , in: D U M OLLAT J OURDIN , Michel / V AUCHEZ , André (Hrsg.), Die Zeit der Zerreißproben (1274-1449). Deutsche Ausgabe bearbeitet und herausgegeben von Bernhard Schimmelpfennig ( Die Geschichte des Christentums. Religion – Politik – Kultur, 6), Freiburg 1991, S. 683-716, 706-707. 5 R APP , Francis, Die Kirchenprovinzen des Deutschen Reiches , in: D U M OLLAT J OURDIN , Michel / V AUCHEZ , André (Hrsg.), Die Zeit der Zerreißproben (1274-1449). Deutsche Ausgabe bearbeitet und herausgegeben von Bernhard Schimmelpfennig ( Die Geschichte des Christentums. Religion – Politik – Kultur, 6), Freiburg 1991, S. 683-716, 715-716.

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