Aus der Sammlung in die Sendung

53 Der Boden Wer die Pallotti-Kirche betritt, bemerkt sofort den weiten, grauen Boden. Den Communio-Kreis der Liturgie soll keine Linie, keine Fuge stören. Dar- um dieser einfache Industrieboden. Darf man von franziskanischer Einfachheit sprechen? Zu Vinzenz Pallotti passt das; er verehrte den Heiligen aus As- sisi sein ganzes Leben und wäre selbst gerne Kapu- ziner geworden. Der Boden ist Industrieboden. Der Begriff erinnert an Erwerbsarbeit, an die Sorge des Alltags um Nah- rung und Kleidung, um den Unterhalt der Familie, um die Vorsorge für die Zeit der Krankheit und des Alters. Dieser Boden mahnt auch die Gemein- schaft, die Träger der Kirche ist, daran zu denken, woher vielfältig die Spenden kommen, von denen sie lebt und ihre apostolischen Tätigkeiten in der ganzen Welt entfalten kann. Dieser Industriebo- den ist wie der Alltag: sehr viel Grau. Wer also in der Pallotti-Kirche betet und Gottesdienst fei- ert, wird unter den Füßen aufmerksam gemacht, dass dies nur aufrichtig tun kann, wer mit beiden Beinen fest auf dieser Erde steht, auf dem Boden der Tatsachen, im Einerlei und Grau-in-Grau des Alltäglichen. Denn die Woche, die vergangene und die kommende, ist „Inhalt“ des Sonntagsgottes- dienstes, in dem Dank und Bitte zelebriert wird, der Mühsal und Hoffnung aufnimmt. Dieser Bo- den steht für den ganz normalen Werktag, der den Sonntag braucht, das „Erhebet die Herzen“. Je nachdem wo man sitzt oder steht entdeckt das Auge über der großen Fläche des Grau den Taber- nakel, das kleine Quadrat in Gold. Die Botschaft: Auch wenn Du diesen goldenen Moment in dei- nem Leben nicht immer siehst und erkennst, wis- se, Du bist nicht allein, Gott, der dich liebt, ist da. Bewahre diesen Strahl der Sonne auch in der Nacht. Behalte diesen Funken Hoffnung auch in den grauen, den schweren Stunden des Lebens.

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