Josef Engling (1898-1918)

10 Josef Engling (1898 – 1918) Die meisten Briefe bis zu seiner Militärzeit sind an die Eltern und Ge- schwister gerichtet. Oft legt er den Briefen Zeugnisse oder „Monatskar- ten“– das sind Führungszeugnisse – bei und kommentiert sie manchmal. Er wendet sich nicht nur an die Eltern, sondern oft auch einzeln an seine Geschwister und macht ihnen Vorschläge für die Schule und für das religi- öse Leben, etwa seiner Schwester Luzia zur Vorbereitung auf die Erstkom- munion. Ein Beispiel dafür ist sein Brief vom 24.12.1913, in dem er sich an die Eltern und an die zu Hause lebenden Geschwister wendet. 9 In diesem Brief erfährt man auch, dass P. Alois Kaufmann 10 Josefs Klassenlehrer und Ordinarius ist, den er sehr schätzt. „Wir können uns keinen besseren Lehrer wünschen“. Feste Posten seiner Briefe sind Glückwünsche zum Geburtstag und Namenstag seiner Eltern und seiner Geschwister. Auch Fragen nach Verwandten und früheren Schulkameraden kommen vor. Es gibt eine Karte an einen im Krankenhaus liegenden Freund aus Prositten. 11 Zeuge des Kriegsbeginns in Ostpreußen Der Ausbruch des 1. Weltkrieges ereilte Josef Engling in den Sommerferien 1914. Erhalten ist ein „Kriegs-Tagebuch“, das er vom 23. August – 1. Sept. 1914 geführt hat. Er erlebte die Bedrohung der eigenen Heimat, die Evaku- ierung von Menschen und Vieh vor den heranrückenden russischen Trup- pen, den Aufmarsch der preußischen Truppen, russische Patrouillen, Kano- nendonner, Gefechte in der Nähe, brennende Dörfer und Gehöfte. Als die von Süden anrückenden russischen Truppen geschlagen waren, machte der Sechzehnjährige am 27. August „einen Spaziergang nach dem Schlachtfelde (Lautern, Techstimmen, 10 km)“. Dort kannte er sich gut aus, da er in Lau- tern bei einem Bauern in Dienst gewesen war. Was er vorfand beschreibt er so: „In Lautern waren Gefangene und Verwundete. Die Russen waren bis Techstimmen gekommen. Die deutsche Artillerie hatte am Lautern-See ihr Werk begonnen. In den Rößauer See sollen 2000 Russen getrieben sein 9 Engling, Briefe 313f 10 P. Alois Kaufmann (1885 – 1943), Priesterweihe 1912. Nach Schließung des Studienheims Schönstatt durch die nazistische Regie- rung im Jahr 1938 ging er nach Chile, wo die Pallottiner Niederlassungen hatten. Er starb am 18.5.1943 in Chimbarongo. 11 Engling, Briefe 306 f.; 316 f.

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