Von der Missionsanstalt zur Schule

Beim Schul- und Hausfest am 21. Juli verabschieden sich die Pallottiner vom Paulusheim

Es ist ein geschichtsträchtiger Ort: Denn von Bruchsal aus begann die Entwicklung der süddeutschen Pallottinerprovinz. Im dortigen Internat haben viele junge Männer die Ordensgemeinschaft kennengelernt und traten ihr bei. Von dort aus gingen Patres in die Mission und viele kehrten im Alter dorthin zurück. Dankbar blicken die Pallottiner nun beim Schul- und Hausfest am 21. Juli auf diese Zeit zurück.

Trutzig wie eine Burg und quasi unverrückbar steht das Paulusheim über der Stadt Bruchsal oben auf dem alten Klosterberg. Mit diesem beständigen Charakter wurde das St. Paulusheim vor fast 110 Jahren von den deutschsprachigen Pallottinern als Jungeninternat gegründet. Die Wurzeln dieser Gründung liegen aber im italienischen Städtchen Masio bei Alessandria im Piemont, wo die Pallottiner eine Schule mit Internat betrieben, das sie 1915 aufgrund des Ersten Weltkriegs verlassen mussten.

Dort in Masio hatte auch die neu gegründete Amerikanische Provinz ihr Noviziat und Alumnat. Der Fluchtweg aus Italien führte die Mitbrüder in die ehemalige Heimat des damaligen Schulleiters, nach Bruchsal. Dort wurde erst eine Niederlassung mit Internat gegründet, später dann auch ein eigenes Gymnasium.

Wie die Schulstiftung zum 100-Jahr-Jubiläum des Paulusheims in ihrem „Forum Schulstiftung“ festhält, liegen die Anfänge dieser „renommierten und profilierten Schule in der Württemberger Straße in Bruchsal, in dem mehrstöckigen Haus Nr. 97. Gemietet hatte das Haus die am 16. August 1915 in Bruchsal gegründete „St. Paulusheim für katholisch deutsche Auslandsmission G.m.b.H.“ Ziel und Zweck dieser „ersten Missionsanstalt der Erzdiözese Freiburg“ war es, die Missionsstudenten zu Pallottinermissionaren auszubilden.

Nach der Übergangsunterkunft konnte 1922 das Gebäude auf dem Klosterberg eingeweiht werden, das nach einem Entwurf des Architekten Hans Herkommer erbaut wurde und das noch heute das Paulusgymnasium beherbergt. Bis dahin war das Paulusheim allerdings nur ein Internat, von wo aus die jungen Schüler das örtliche Gymnasium besuchten. Da sich die Zusammenarbeit mit dem Gymnasium vor Ort immer schwieriger gestaltete, beschloss der Provinzial 1927, ein eigenes Gymnasium zu gründen. Das ist die Geburtsstunde des St. Paulusheims als Gymnasium. Das St. Paulusheim war dann jahrzehntelang dreierlei – privates Gymnasium, Internat und Kommunität der Pallottiner.

Während des Zweiten Weltkrieges wurde die Schule von den Nationalsozialisten geschlossen, konnte jedoch als erste Schule Nordbadens den Lehrbetrieb wieder aufnehmen. Auf Grund der mangelnden Nachfrage wurde das Internat in den 1980er-Jahren geschlossen, das Gymnasium jedoch weiter ausgebaut. 1974 wurden erstmals Mädchen aufgenommen und seit 1994 können auch evangelische Schüler das Gymnasium besuchen. In diesem Jahr übernimmt auch die Schulstiftung der Erzdiözese Freiburg die Schule, die bis heute von ihr betrieben wird. Derzeit unterrichtet das St. Paulusheim rund 800 Schülerinnen und Schüler auf der Basis christlicher Werte.

Von Brasilien nach Bruchsal

Das Paulusheim war aber nicht nur Schule und Internat, sondern auch Keimzelle der süddeutschen Herz-Jesu-Provinz: Denn die Amerikanische Provinz hatte nach ihrer Gründung 1909 den Sitz in ihrem Missionsgebiet in Rio Grande do Sul in Brasilien. Auch nach dem Ersten Weltkrieg und zur Zeit der ersten Gründungen der Amerikanischen Provinz in Bruchsal und Süddeutschland war der Provinzial bis 1923 in Brasilien, ab 1920 in Porto Alegre. Nachdem auf dem IV. Generalkapitel 1919 der „Brasilianische Distrikt“ geschaffen worden war, sollten die Niederlassungen in Rio Grande do Sul an die neu geschaffene Einheit der Gesellschaft übergeben werden. So wurde 1923 das Provinzialat der Amerikanischen Provinz nach Bruchsal verlegt.

Von 1923 bis 1929 war in Bruchsal der Sitz der Provinzleitung. Von hier aus schlossen sich viele junge Männer der Missionsgesellschaft an, um von dort nach Brasilien zu gehen. Viele waren auch Lehrer im St. Paulusheim oder erst Schüler dort. Oft kamen Pallottiner im Alter hierher zurück, wo sie teils ihren Lebensabend verbrachten. Unter Provinzial P. Heinrich Fechtig wurde dann Ende 1929 das Provinzialat von Bruchsal nach Friedberg verlegt.

Bis 2006 waren die Schulleiter stets Pallottinerpatres, bis heute übernehmen die Pallottiner die Schulseelsorge. Generationen von ehemaligen Schülerinnen und Schülern halten seit Jahrzehnten Verbindung zum St. Paulusheim. In der historischen Kapelle, die sich von der Größe her als Kirche bezeichnen lässt, haben sich viele ehemalige Schülerinnen und Schüler trauen und ihre Kinder taufen lassen.

Bereits 2017 beschloss die Provinzversammlung, die Kommunität in Bruchsal aufzulösen; seit 2023 gehört sie offiziell zu Friedberg. Mit dem 21. Juli 2024 verabschieden sich die Pallottiner aus dem St. Paulusheim.

Bericht & Bilder: Alexander Schweda

Herzliche Einladung zum Abschiedsfest in Bruchsal

Schul- und Hausfest im Paulusheim
Der Abschied der Pallottiner vom Paulusheim wird auf dem Schul- und Hausfest am 21. Juli gefeiert, bei dem Provinzial Pater Markus Hau um 10.30 Uhr den Festgottesdienst hält. Zur Mitfeier sind alle eingeladen.

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